Donnerstag, 17. Januar 2008

High Noon

Baby Götterdämmerung, jetzt aber wirklich. Im Grunde gilt heute genau das selbe, was ich schon in jenem Text vorgestern ausbreitete. Was soll ich da jetzt noch gross hinzufügen? Fakt ist: morgen früh werde ich operiert, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit. Dem Vernehmen nach bin ich der erste auf der Liste und nur noch ein Notfall könnte nun noch in die Quere kommen. Nun kann ich mich nicht anders dazu äussern, als es ohnehin schon zu erwarten ist. Natürlich habe ich keine Lust auf das Ganze. Ich fürchte die Schmerzen und ich fürchte, vielleicht noch mehr, die Atemnot. Desweiteren ist mir der Gedanke zuwider, dass da irgendwelche Menschen in meinem Körper herumfuhrwerken werden. Vielleicht würde mir das ganze leichter fallen, wenn ich irgendwelche körperlichen Beschwerden hätte. Dem ist aber nicht so. Ich fühle mich vollkommen gesund. So wird es aus einer rein subjektiven Sicht so sein, dass man man einen agilen Menschen in einen Schlaf versetzt, aus dem dann ein Häufchen Elend wieder erwacht. Das alles ist scheinbar so sinnlos.

Aber was soll das Lamentieren bringen... Diesen Weg hat das Schicksal für mich vorgesehen und es ist müssig, nun das Für und Wider abzuwägen. Ab jetzt heisst es eben: Augen zu und durch.
(Allerdings werde ich die Augen erst schliessen, wenn ich wieder in meinem Zimmer bin. Sonst wird der Weg dahin allzu blessurenreich.)

P.S. Ich werde dafür sorgen, dass das Ergebnis der OP möglichst schnell an die Weltöffentlichkeit dringt. Schaut einfach mal hin und wieder in den Kommentarbereich dieses Posts. Ich selber werde mich dann wieder zu Wort melden, wenn ich wieder einigermassen auf den Beinen bin. Bis (hoffentlich) bald!

Mittwoch, 16. Januar 2008

Uppers & Downers

Gott, bin ich müde. Gestern hat man mir unaufgefordert eine Schlaftablette zukommen lassen, weil man annahm, die Angst vor dem heutigen Tag würde mich nicht schlafen lassen. Dem war zwar nicht so; leider jedoch habe ich die unheilvolle Tendenz, alles medikamentöse oder medikamentenähnliche erst einmal vorbehaltlos zu schnupfen, äh, zu schlucken. Und nachher (eventuell) noch einmal nachzufragen. So auch in diesem Fall. Und, was soll ich sagen, das Ding scheint immer noch zu wirken.

Gerade war ich erstmal beim Tengelmann, mich mit Red Bull eindecken. "Warum das?" werdet ihr nun fragen. Ich habe doch nüchtern zu bleiben. "Ja nun", antworte ich da, "leider stellt sich die Sache etwas anders dar." Leider, leider nämlich, wird das heute doch nichts. Aus zeitlichen Gründen. Und morgen auch nicht. Da mache man keine grösseren Operationen, warum auch immer. Aber am Freitag, ja freitags, da solle es dann wirklich soweit sein.

Tja, jetzt schlagt ruhig die Hände über den Kopf zusammen. Ich habe mir das, abgestumpft wie ich mittlerweile bin, schon lange abgewöhnt. Ich trinke lieber einen weiteren Red Bull. Der zeigt schon ganz gut Wirkung. Die Schwester staunte gerade nicht schlecht über meinen Puls von 135. Ach könnte doch Red Bull wirklich Flügel verleihen, wie es die Werbung verspricht... Lungenflügel, meine ich natürlich. Dann hätte sich meine Problem erledigt und ich wäre schon auf dem Weg nach Hause.

Dienstag, 15. Januar 2008

Baby Götterdämmerung

Ha, heute muss ich mir ganz besonders wenig Mühe geben, was die literarische Ausgestaltung meines Wortes zum Tage angeht. Ausnahmsweise muss ich diesmal nämlich nicht ein Nichts künstlich aufpumpen mit sprachspielerischen Sperenzchen. Denn: ich habe die Hammerneuigkeit. Oder "Hammäneuigkeit", wie man in Hessen sagen würde.

Morgen werde ich operiert. Und das zum letzten Mal. Nicht, weil ich danach tot sein werde, Gott bewahre!, sondern weil sich dann absolut keine Metastasen mehr in meinem Körper befinden sollten. Ein paar harte Fakten: ich bin der dritte auf der Operationsliste, weswegen sich das Warten auf die Operation bis in den Nachmittag hinziehen könnte. Bis dahin werde ich nüchtern bleiben müssen, was fürchterlich werden wird, keine Frage. Theoretisch könnte es zwar sein, dass die beiden vorherigen Operationen soviel Zeit in Anspruch nehmen, dass die ganze Sache doch noch auf den nächsten Tag verschoben wird, aber das wollen wir mal nicht hoffen. Tja... und danach werde ich noch so um die zehn Tage in der Klinik bleiben müssen; zwei Monate nach der OP wird ein Kontroll-CT gemacht, auf Basis dessen entschieden wird, wie am man am besten wegen der Nachsorge verfährt. Und das war es dann erstmal. Das war es dann für immer, wie ich hoffen will!

Hmm, irgendwie stimmt mich das alles ganz merkwürdig... Ich bin zu uninspiriert um angemessene Worte zu finden. Aber ich melde mich morgen noch einmal zu Wort, kurz bevor es losgeht. Bis dahin versuche ich, noch ein paar bedeutungsschwangere Sätze zu sammeln. Auf dass euch die Tränen in die Augen getrieben werden.

So, und jetzt muss ich auf meine Zimmer, eine ganze Packung Hanuta essen, bevor es acht Uhr ist. Ab dann ist mir das Essen verboten. Mir armem Teufel...

Montag, 14. Januar 2008

Newsticker

Viel zu berichten gibt es nicht. Deswegen berichte ich nur, dass es auch weiterhin nichts zu berichten gibt.

Puh, jetzt bin ich selber ein wenig verwirrt... Also, worauf will ich hinaus... Ach ja, ich wollte lediglich mitteilen, dass ich morgen nicht operiert werde. Ein genauer Termin wurde mir noch nicht genannt, aber morgen bleibe ich definitiv unversehrt. Soviel kann ich sagen.

Ich dachte bloss, diese Info sei wichtig. Nicht, dass mir jemand umsonst die Daumen drückt.

Samstag, 12. Januar 2008

Plattform

Seitdem ich hier bin, verhält mein Körper sich merkwürdig. Obwohl ich bisher in keinerlei Hinsicht behandelt worden, ist mein Blutdruck viel zu niedrig. Oft werde ich aus dem Nichts von Müdigkeitszuständen übermannt, obwohl ich doch immer auf ausreichenden Schlaf achte. Ein wenig bereitet mir dies Sorge. Leidgeprüft wie ich bin, warte ich jeden Tag auf die nächste Hiobsbotschaft. Darauf, dass man mir weitere Funde in meinem Körper mitteilt. Auf die Nachricht, dass ich des Todes sei.

Nach kurzem Nachdenken: Uff, was schreibe ich da eigentlich?! Und vor allem: wie schreibe ich es?! Ganz offensichtlich habe ich zu ausgiebig "Die Möglichkeit einer Insel" gelesen. Ein ganz und gar faszinierender Roman. Ein tolles Buch! Es gibt erbaulichere Kliniklektüre... Na ja, was ich eigentlich nur eben mitteilen will: der Arzt sprach heute unter Vorbehalt von Dienstag oder Mittwoch als möglichem Operationstag. Wollte ich nur mal gesagt haben...

Vielleicht suchte ich auch nur nach einer Gelegenheit, mal das Zimmer zu verlassen. Dieses Internetportal ist vielleicht nicht das Wahre, aber zumindest bietet sich hier für mich eine kleine, zeitweilige Fluchtmöglichkeit. Die Möglichkeit einer Insel eben.

Au revoir...

Freitag, 11. Januar 2008

Was läuft? Das läuft:

So, nun stehe ich also hier - was an sich schon eine Meldung wert ist, weil ich sehr bald schon flachliegen werde - wieder am beschissenen Computerterminal, um meine gar nicht so beschissenen Gedanken trotz weher Füsse in eine einigermassen ansprechende Form zu bringen. Okee, also auf geht's...

Öhm...

Also, die Klinik ist weiterhin gar nicht so schlecht. Das Städtchen Bad Nauheim ebenfalls nicht. Leider ist "gar nicht so schlecht" aber auch irgendwie verschwägert mit "langweilig", was dazu führt, dass ich mich zur Zeit hier auf recht hohem Niveau anöde. Ein kleines, unverhofftes Highlight war die gestrige Bronchialdingsbums, also, ich meine: diese eine Lungenuntersuchung. Ein Highlight deswegen, da man mich dafür mit irgendeinem Opiat betäubt hatte, was dazu führte, dass es mir beim Aufwachen dermassen spitzenmässig ging... Da fehlen mir die Worte. Nein, wirklich: mir fehlen tatsächlich die Worte. Soll heissen, ich weiss absolut nicht mehr, was ich in den zehn Minuten nach dem Erwachen so vor mich hingebrabbelt habe. Es muss steinerweichend gewesen sein. Eigentlich möchte ich dem Narkosearzt nicht wieder begegnen. Bestimmt hat er einen sehr verstörenden Einblick in meine Psyche gewonnen.

Ansonsten ist noch das tägliche Lungentraining erwähnenswert. Und dies vor allem, wegen meines extrem ambivalenten Verhältnisses hierzu. Äusserst positiv zu erwähnen ist, dass die Leiterin des Trainings... also die Trainerin... so dermassen hot ist, dass ich mich fast schon privilegiert fühle, Gast dieses Hauses zu sein. Leider haben auch meine Mitlungenkranken, fast alles müffelnde Rentner, bemerkt was uns da für ein steiler Zahn unterrichtet und überbieten sich gegenseitig mit altbackenen Witzchen, in der verzweifelten Hoffnung, sie könne irgendwie darauf anspringen. Ich hasse sie alle.

Apropos Hass: jemand sitzt mir gerade im Nacken, der auch gerne ans Terminal möchte. Dieser jemand stinkt erbärmlich. Muss.. den.. Eintrag... vorzeitig... abbrechen...

Over...

Mittwoch, 9. Januar 2008

Es wird noch nicht kritisch, aber politisch (ein bisschen)

So, nun bin ich also in der Klinik angekommen. Das heisst, ich habe nicht nur mein Zimmer bezogen, sondern auch (fast) alle Eingangsuntersuchungen hinter mich gebracht. Lediglich die Bronchioskopie fehlt noch. Das wird morgen früh erledigt werden.

Das Zimmer, das ich im Moment (allerdings nur vorübergehend) bewohne, hat übrigens keinen Internetanschluss. Deswegen blogge ich gerade von einer Art Terminal, das sich im Eingangsbereich befindet. Sehr merkwürdig, das. Hoffentlich habe ich in meinem eigentlichen Zimmer mehr Glück. Bald werde ich nämlich erstmal nicht mehr so mobil sein.

Dieses "Bald" lässt sich übrigens auf Anfang nächster Woche datieren. Bis dahin habe ich noch Schonfrist und obendrein das Privileg, die Metropole Bad Nauheim eingehend zu erkunden. Die Hessen machen übrigens einen durchweg netten Eindruck. Wenn alle Menschen in diesem Bundesland so grundgut sind, wie es in diesem Krankenhaus der Fall ist, wird Roland Koch ja sowas von abkacken. Sowas von! Der wird sich fühlen, als hätte man ihn durch fünf U-Bahnen geprügelt...

10...9... 8... 7... 6... usw.

Oh, es gibt ja wieder Anlass zu bloggen... Meine Güte, ist das ungewohnt alles... Eine halbe Stunde habe ich allein schon gebraucht, um den Laptop aufzuklappen. Na ja.

Apropos "klappen": Ich hoffe, mit meiner bevorstehenden Operation wird alles klappen. Für alle, die erst jetzt eingeschaltet haben: man wird mir Metastasen aus dem linken Lungenflügel operieren. Nervös bin ich und ängstlich und doch auch ein wenig froh, dass es jetzt wieder voran geht. Keine Ahnung, was mich erwartet, wie die Klinik sein wird und wie scheiße es mir bald schon geht. Ich werde bericht erstatten (lassen). Das in Klammern geschriebene Wort kommt zum Tragen, falls es dort keine Internet gibt, in dieser Spezialklinik, die ich ab morgen bzw. heute bewohnen werde.

So, dabei will es zunächst belassen. Es ist spät und morgen muss ich früh raus.

Denn: Der Countdown läuft. Man reiche mir eine Fanfare, damit ich eine glorreiche Melodie spielen kann. Und dann drücke man mir die Daumen. Tätärätääää.