Montag, 26. November 2007

Thriller

Ach ja, was ich noch sagen wollte: seit Samstag halte ich mich wieder zu Hause auf. Ja, mein böses Blut hat mitgespielt. Man ließ mich gehen.

Nun lasse ich mich gehen und nehme so viel Kalorienreiches auf, wie es mein Magen verkraftet. Ich habe übel abgenommen und brauche doch noch ein gewisses Polster, um den letzten Zyklus zu überstehen.

Falls ich denn den nächsten Zyklus werde durchlaufen können. Ich würde mich ungeheuer freuen darüber. Ja, tatsächlich. Jeden Tropfen Gift hieße ich herzlich willkommen in meiner Blutbahn. Jeder ausgekotzten Mahlzeit winkte ich freundlich hinterher. Denn...

Es wird tatsächlich bald schon spannend. Morgen werde ich zur Uniklinik fahren, um dort ein CT machen zu lassen. Man will sehen, ob sie etwas gebracht haben, die Strapazen. Und nur dann wird man weitermachen, wie bisher. Am Mittwoch oder am Donnerstag wird man mir die Ergebnisse mitteilen. Ich werde sterben vor Todesangst. Dies täte ich jetzt schon, wäre meine Psyche nicht so ein mächtiger Verdrängungsapparat.

An Erholung ist natürlich trotzdem nicht zu denken. Alles ist nun überschattet. Die Seele ist eine dumme Pottsau, wie Max Goldt ganz richtig schrieb.

Donnerstag, 22. November 2007

Bones

Gestern schmerzten mir die Knochen und taten dies bis in die Nacht. Aus zweierlei Gründen empfand ich dies als halb so schlimm. Erstens hätte mein kotzender Nachbar mich ohnehin vom Schlafen abgehalten. Denn er kotzte viel und er kotze oft und füllte so bis vier Uhr morgens Nierenschale um Nierenschale. Nierenschalen! Warum tat er das? Er hätte es sicherlich bis zur Toilette schaffen können! Jedenfalls habe ich mir dann, hellwach wie ich war, folgenden Sinnspruch für Krebspatienten ausgedacht:

Willst du all die Höllenqualen
würdevoller überstehen,
kotzt du nicht in Nierenschalen,
musst du zur Toilette gehen.

Wer mag, darf mir diesen Spruch in ein Tuch sticken. Aber es ging ja um meine Knochen... Also, der zweite Grund, warum ich mich nicht grämte ob der Pein, war der Gedanke, das dieser nicht umsonst war. Bedeutete er doch, dass mein fleißiges Knochenmark schuftete, um viele weiße Blutkörperchen zu produzieren. Et voilà: man mir heute Mittag sagte, bin ich aus dem Zelltief. Da hatte ich (es) im Geiste fast schon gepackt.

Nur dann erfuhr ich, dass meine Thrombozyten blöde Verräterschweine sind. Niedrige Kreaturen. Gut, vielleicht keine Kreaturen. Aber niedrig auf jeden Fall. Zu niedrig, als dass man mich hier herausließe. Das muss sich schnell ändern. Schnell! Das ist keine Bitte, sondern ein Befehl.

Thrombozyten... pff... Allein der Name schon...

Mittwoch, 21. November 2007

Colours

Nehmt einen Pinsel und malt mich an - glücksschweinrosa! Meine Blutwerte steigen! Dies bedeutet, dass ich es bald schon wieder einmal überstanden habe und in die Freiheit eintlassen werde. Wieder nur für ein paar Tage, aber dafür für ein paar Tage gebündelten Glücks.

Auf der anderen Seite, bedeutet dies auch, dass dann der letzte Zyklus ansteht. Und somit auch die gefürchtete Antwort auf die größte Frage von allen näherrückt: Was hat das alles gebracht?

Nehmt einen Pinsel, Leute, und malt mich an.... Welche Farbe hat die Angst?

Dienstag, 20. November 2007

Desillusion Galore

Oh Mann, die heutige "Dr. House"-Folge war ja gar nicht mal so gut... Verdammt...

"Dr. House" schwächelt und ich bin nicht unwiderstehlich. Ich weiß nicht, woran ich noch glauben soll.

Sonntag, 18. November 2007

You can't always get what you want

Gerade musste ich auf die harte Tour lernen, dass ich nicht unwiderstehlich bin. Eine erschütternde Erfahrung. Jetzt hocke ich also vor den Trümmern meines Selbstbildes und denke: "War 'n schönes Selbstbild. Schade eigentlich."

Ob sich da noch etwas kleben lässt? Vielleicht mit etwas Hilfe. Weiblich Interessenten melden sich bitte ... jetzt. :-)

Samstag, 17. November 2007

High Fidelity

Gerade bin ich im Netz auf das Musikmagazin "Finger" gestoßen, dass vorrangig aus Fragebögen zu bestehen scheint, die man mehr oder weniger bekannten Musikern zur Beantwortung vorgelegt hat. Mir Musik-Nerd wird es nun große Freude machen, mich auch einem dieser Bögen zu widmen.

erste Platte, an die du dich erinnerst
"I Just Called To Say I Love You"
von Stevie Wonder. Mein Vater
sprach immer gerne darüber, wie
ich diesen Song damals meiner
Oma aus Amerika lautmalerisch
am Telefon vorgesungen habe.

ein Song, der dich an deine
Schulzeit erinnert
"Bullet With Butterfly Wings" und
noch einiges mehr von den
Smashing Pumpkins. Ich war ein
sehr wütender, trauriger Teenager.
Billy Corgan hat mich verstanden.

eine Platte, zu der du dich
verliebt
hast
"Iris" von den Goo Goo Dolls.
Sie war 15, ich ein Jahr älter und
wie im Rausch. Leider auch ein
tapsiger Vollidiot, weswegen die
Sache dann auch sehr schnell
erledigt war. Heute steht sie
auf Frauen. Ich schätze aber
mal, dass nicht ich, sondern
die Gene dafür verantwortlich
sind.

dein absoluter
Herzensbrecher-Song
"There's A Light That Never Goes
Out" von den Smiths.
Schmerzhafter und schöner geht
es nun wirklich nicht.

erste Platte, die du gekauft
hast
"Tribal Dance " von
2Unlimited. Ich war ganz
enttäuscht, das auf der Maxi-
Single nur mehrfach das gleiche
Lied war. Das erschien mir wie
Betrug. Vom Begriff "Remix"
hatte ich damals noch nicht
gehört.

ein Song der den besten Sommer
deines Lebens wachruft
An den besten Sommer meines
Lebens kann ich mich kaum
erinnern. Aber es wird sehr häufig
"Born Slippy" von Underworld
gelaufen sein. Die Assoziationen,
die nun aufkommen, tun dies
leider völlig zu recht.

deine Trink-Hymne
Puh, soetwas habe ich leider nicht.
Ich kann mich aber entsinnen,
dass die Musik der Band "Beirut"
mich im betrunkenen Zustand
noch mehr flasht, als sie es
ohnehin schon tut. Balkan und
Betrinken - eine gute Mischung.

Platte, die du am längsten
gesucht hast
"Gimme Tha Power" von
Molotov. Seit ich die zweite Hälfte
des Videos bei MTV gesehen hatte,
wartete ich wochenlang darauf,
dass man es noch einmal zeigt.
Als dies nicht geschah, begann
ich sämtliche Plattenläden nach
dem Album zu durchstöbern.
Immer und immer wieder. Ich
hatte erst Jahr später Glück.

ein Song, den du am liebsten
selber geschrieben hättest
Ich versuche in meinen Gedichten
häufig, so eine Element-of-Crime-
Stimmung zu erzeugen. Ich kann
mich aber nicht erinnern, dass
es mir jemals geglückt wäre, jene
lakonisch-betrunkene Atmosphäre
herzustellen, die ich an deren
Songs so liebe. Exemplarisch sei
hier "Weißes Papier" genannt.

ein Song, der deine Freunde
immer an dich erinnern wird
In eitlen Momenten wünsche ich
mir, dass dies der Song
"Comandante" der tollen Locas
In Love sein könnte. Es wäre
zu schön. Na ja. Ist zumindest
eine Motivation, heute schon
an meinem Nachruhm zu
arbeiten.

ein Song, den du also Klingelton
wählen würdest (wenn dazu
gezwungen)
Am besten etwas schönes,
unaufdringliches. Spontan fällt
mir "All I Need" von Air ein.

ein Song, der dich garantiert
depressiv macht
"If You Could Read My Mind"
in der Version von Johnny Cash.
Überhaupt das ganze "American V"-
Album. Es ist derart durchzogen von
Verlust und Todesahnungen, dass
ich es mir kaum anhören kann.

erster Videoclip, an den du dich
erinnerst
"Black Hole Sun" von Soundgarden.
Die schmilzende Barbie-Puppe war
schon geil...

bester Kraftwerk-Song
"Das Model". Ich kenne aber kaum
etwas von denen.

die perfekte Hymne für Zürich
Bitte?

der Song, der an deiner
Beerdigung gespielt werden soll
"Old Nobody" von Blumfeld.




Freitag, 16. November 2007

Sensation! Karl C. Nohm kriegt Platin!

So, hier liege ich nun, völlig abwehrkräftefrei und auch ansonsten ziemlich kraftlos. Den ganzen Tag über lag starrte ich an die Wand und ließ meine Gedanken kreisen. Es war zwar ein großes Nichts, worum sie kreisten; das hielt sie jedoch nicht vom Kreisen ab. Wie Fliegen schwirrten sie durch den Raum.

Fliegen sind übrigens ein Symbol für den Wahnsinn. Deswegen heißt der Fliegenpilz Fliegenpilz. Wer wissen will, warum dem so ist, sollte mal einen essen.

Essen ist auch so ein Thema. Nachdem ich die zwei trockenen (!) Brötchen heute morgen immediately wieder losgeworden bin, habe ich mich den ganzen Tag nicht getraut, irgendetwas zu mir zu nehmen. Bis gerade eben. Und was habe ich gegessen? Bratwurst und Bratkartoffeln. Hi, my name is Karl. Welcome to Jackass. Aber es bleibt bis jetzt drin. Haltet mir die Daumen...

Hätte ich doch lieber Kidney-Bohnen verspeist. Dann hätte ich jetzt einen Super-Übergang zum Thema Nieren. Die kacken nämlich ab. Also, meine. Die können all das Platin (sic!), das durch sie lief nur schwer wieder loswerden. Sicher habe ich jetzt die teuersten Nieren der Welt. Aber: ein Herz aus Gold kann nicht schlagen, eine Niere aus Platin nicht... ähm... filtern. Mit ordentlicher Wässerung sollte das Problem jedoch bald wieder behoben sein.

Apropos Problem: jetzt geht mir gerade der Schwachsinn aus. Das kann auch mit noch so viel Wässerung nicht behoben werden. Mit ein paar besonderen Pillen allerdings schon... Gleich mal nach der Schwester klingeln.

Bis dahin: Gute Nacht da draußen! Wo immer ihr sein mögt...

Mittwoch, 14. November 2007

Why do birds..

Dem Anlass entsprechend schreibe ich heute alles in rot. Auch, um über den Anlass nicht zu sprechen, nicht sprechen zu müssen. Denn das hier, Freunde, ist eine geheime Botschaft. Es gibt da nämlich so eine gewisse Person, die durch bösen Zufall beim Surfen bei einem gewissen Blog landen könnte, und dann wäre das Thema "Landen" für mich zumindest gestorben. Für alle, die jetzt nur Bahnhof verstehen - also alle - etwas mehr Klartext: der Krankenhausalltag ist wieder spannend. Ihr dürft euch für mich freuen und zwar ... jetzt.

Ansonsten steuere ich schnurstracks auf das Zelltief zu. Ab morgen werden Besuch und Personal also nur noch maskiert zu mir kommen können (Viren!), was in manchen Fällen von Vorteil, in einem ganz bestimmten Fall aber von deutlichem Nachteil ist... *zwinker, zwinker* Ich persönlich habe für meine kleinen Ausflüge eine ganz besonders coole Maske, die mir im Zusammenhang mit einer Kapuze etwas sehr ninja-mäßiges verleiht. Würde ich damit allerdings tatsächlich gegen Bösewichte kämpfen, würde ich nach fünf Minuten zusammenbrechen. Man kann durch das Ding kaum atmen. Aber auch ohne solche Aktionen wird es wohl ein wenig turbulenter und schwieriger werden die nächste Zeit, so ganz ohne Immunsystem. Ich bin auf einiges gefasst.

Vor allem müder werde ich sein wegen der schlechten Blutwerte. Einen großen Teil der Tage verschlafen. Wenigstens habe ich jetzt etwas mehr Stoff für schöne Träume.


Sonntag, 11. November 2007

Standby

Ich möchte es gleich vorwegschicken: das hier ist ein Eintrag aus Pflichtgefühl. Eine hingerotzte Nummer ohne Liebe. Es wiederholt sich alles nur noch; ich sagte es bereits. Wobei ich allerdings zugeben muss, dass diesmal alles nur halb so schlimm ist. Ich bin nur halb so müde, mir ist nur halb so schlecht, ich bin nur halb so psychotisch. Und manchmal noch erstaunlich gut zu gebrauchen. Fast menschlich. Vielleicht macht mir deswegen die Schwesternschülerin schöne Augen. Ich bin das Highlight dieser Station.

Sonst sehe ich viel fern, spiele viele Computer, lasse sinnlosen Input in mich fließen, der dann irgendwo versiegt ohne Spuren zu hinterlassen. Und so kommt es zu solch sinnlosem Output wie diesem Eintrag hier. Ich habe nicht einmal ein schlechtes Gewissen. Auch sonst empfinde ich nicht viel.

Vor allem nicht viel Motivation, hier heute noch irgendetwas vom Stapel zu lassen. Mir bleibt nur noch die Kraft für ein abruptes Ende. Schluss für heute.

Donnerstag, 8. November 2007

Nothing to say

Zweiter Tag der Chemo und ich fühle mich eigentlich ganz in Ordnung. Überhaupt bin ich mittlerweile zu einer etwas zuversichtlicheren Sichtweise der Dinge gelangt. Denn: der letzte Zyklus lief so abgrundtief beschissen, dass ich ja eigentlich nur positiv überrascht werden kann. Zumindest ist das ganze mit Sicherheit nicht mehr zu untertreffen.

Tja, und so liege ich hier und harre der Dinge und vor allem auch neuer Erkenntnisse. Gerne fände ich an der Situation noch irgendetwas, dass sich schriftlich festzuhalten lohnte. Aber so, wie es sich für mich momentan darstellt, ist die ganze Krebssache ziemlich ausgelutscht, noch lange jedoch nicht ausgesessen und das ist das Problem. Ich glaube wirklich, aus all dem etwas gelernt zu haben und an der Sache gewachsen zu sein. Ich wäre jetzt bereit, mein restliches Leben anzupacken und zwar deutlich besser, als es bisher der Fall gewesen ist. Von so einigen Macken bin ich wohl für alle Zeit kuriert. Leider ist der Krebs nicht nur ein guter Lehrer, sondern auch ein riesiges Arschloch. Er hält mich hier fest. Jeden Morgen beginnt der Murmeltiertag erneut. Es gibt nichts, was ich deswegen tun könnte, außer auszuharren und nicht völlig zu verzweifeln. Und weiterzubloggen, weiter neue Worte zu finden, auch für das immer gleiche Elend. Ich weiß, dass diese Worte furchtbar schlechte Waffen sind. Bessere habe ich jedoch noch nicht gefunden.

Dienstag, 6. November 2007

One more time

Wieder einmal ist es kurz vor Krankenhaus. Das heißt: kurz vorm Kotzen, im wörtlichen wie im übertragenden Sinne. Und mir ist heute nicht nach blumigen Chemo-Police-Metaphern um diese Situation zu umschreiben. Ich spüre da nichts Mystisches, Bedeutsames in der Luft. Ich habe bloß ganz entschieden keine Lust auf das alles. Keine Lust darauf, das jemand mit einem langen Metall in meiner Halsvene stochert, um dann einen Schlauch dort einzuführen, durch den man mir dann ekelhafte Gifte und noch eine ganze Flut weiterer Flüssigkeiten verabreicht. Keine Lust auf die Müdigkeit, die Übelkeit, die Appetitlosigkeit, die Dünnhäutigkeit. Keine Lust auf die räumliche Beengtheit. Keine Lust auf die Atemschutzmaske ohne die ich ein paar Tage nicht werde das Zimmer verlassen können. Keine Lust auf... ach, vergesst es.

Die Sache ist: ich hatte das alles schon. Ich hatte das alles schon zur Genüge. Nicht einmal als Erfahrung ist die Sache also etwas wert. Das ist bloß die Wiederholung der Wiederholung eines ganz miesen Films. Das ist bloß die Wiederholung der Wiederholung eines ganz miesen Films. Das ist bloß die Wiederholung der Wiederholung eines ganz miesen Films. Das ist bloß die Wiederholung der Wiederholung eines ganz miesen Films. Das ist bloß die Wiederholung der Wiederholung eines ganz miesen Films. Das ist bloß die Wiederholung der Wiederholung eines ganz miesen Films. Das ist bloß die Wiederholung der Wiederholung eines ganz miesen Films. Das ist bloß die Wiederholung der Wiederholung eines ganz miesen Films. Das ist bloß die Wiederholung der Wiederholung eines ganz miesen Films.

Und selbst diesen Gag habe ich schon einmal gebracht.

Sonntag, 4. November 2007

Rauschen

Ich weiß schon bei diesem ersten Satz: das gibt heute nichts. Die Musen sind fort, bestimmt bei irgendwelchen anderen Kerlen, diese Dirnen. Aber ein paar Worte schaffe ich. Das gebietet der sportliche Ehrgeiz.

Vielleicht ist übrigens auch meine Lebenswandel schuld an der Leere im Kopf. Den ganze langen Tag habe ich blutige Egoshooter gespielt. Ein grausiges Gemetzel. Es sind auch viele Gehirnzellen dabei ums Leben gekommen.

Gut so. Vielleicht sind jetzt auch ein paar Krankenhauserinnerungen dem zum Opfer gefallen. Dann stört es mich auch nicht, dass dieser Eintrag ebenfalls gestorben ist deswegen.

Besser gesagt: er stirbt gerade im Moment. Seht ihr nicht, wie er immer blasser wird? Wie er röchelnd ins Leere starrt? Und jetzt, genau jetzt, stößt er seinen letzten Atemzug aus.

Samstag, 3. November 2007

I would prefer not to

Dies wird kein langer Eintrag. Ich möchte das damit begründen, dass Glück zwar schön ist, wenn man es erlebt, leider aber auch völlig uninteressant, wenn man es schriftlich festhält. Es mit meinen beiden Händen festhalten - das täte ich gerne. Aber auch das ist unmöglich.

So kommen wir zum weiteren Grund meiner Wortkargheit: ich möchte die kurze, köstliche Zeit zu Hause nicht mit Bloggen verschwenden. Jedenfalls nicht allzuviel davon. Wenn der Krebs sich heute in Pose wirft, dass ich ein weiteres Bild von ihm male, will ich ihm lieber einen Schnurbart ins Gesicht kritzeln. Und das mache ich nun. Kritzel, kritzel.

Freitag, 2. November 2007

Aus dem Funkloch meiner Einsamkeit

Oh je, was habe ich mir bloß mit dieser Ankündigung einer längeren Zuwortmeldung angetan? Irgendwie hatte ich das Gefühl, ich müsse über die vergangenen Tage berichten, die nun wegen widriger Umstände unbeschrieben geblieben sind. Nun aber ist mir eingefallen, dass niemanden der Scheiß von gestern interessiert. Zumindest finde ich es nicht interessant, darüber zu schreiben. Die gefühlsmäßige Connection ist weg, die Authentizität des unmittelbaren Erlebens! Außerdem hätte des Rekonstruktion des Ganzen einen wirklich verdammt langen Text zur Folge und das machen meine Nerven gerade nicht mit, weil............................................. ständig ..............................................die ................................verdammte ...............................................Spacetaste ......................klemmt!!!!!

Ziehen wir's also im Schnelldurchlauf durch: Fieber hatte ich, übel ging es mir, ich schlief ganz doll viel, wurde mit Antibiotika überschwemmt. Dann: viel zu niedriger Blutdruck! Viel zu hoher Entzündungswert! Man überlegt, mich in die Intensivstation zu verlegen! Stattdessen: ich werde mit noch mehr Antibiotika überschwemmt, dazu gibt's einen Haufen weiterer Flüssigkeiten, auf den Haufen wirft man noch Pillen, übel geht es mir, ich esse fast gar nichts, kotze umso mehr (Paradoxon), schlafe ganz irre viel, fühle mich ganz viel irre. Zum guten Schluss: Blutdruck steigt, Fieber sinkt, mir geht es besser, mir geht es gut. Punkt. Apropos: Punkt. Ich habe im Fieberwahn ein Gedicht dieses Titels verfasst. So geht es:

Punkt.

Hab' häufig mich selber gegeißelt,
allein.
Und dann meine Leiden gemeißelt
in Stein.

Dies' Ich, ach, es suchte so flehend
ein Du.
Dann fand es, ich selbst nicht verstehend,
nie Ruh'.

Und nun, Freund, dein ärmliches Leben
vergeht.
Kein Trost, keine Hand, kein Vergeben.
Zu spät.

Womit wir doch genau in der richtigen Stimmung für gute Nachrichten wären... Die gibt es nämlich wirklich. Aaaalso: ich darf morgen nach Hause! Zwar nur bis Dienstag - und dann geht das Trommelfeuer weiter - aber immerhin.

Immerhin.

Es sind die kleinen Dinge, auf die es ankommt. Diesen Satz meine ich nicht zynisch, nicht ironisch. Nein, dieses Mal nicht.

Comeback

Meine Güte, was für eine fürchterliche Scheiße! Ich weiß, dass ich nach all den Tagen der Abwesenheit mit einem etwas ausgefeilterem Satz wieder einsteigen sollte, aber leider war es eben so, dass ich in der Zeit mehr geflucht, als gefeilt habe. Denn meine Exil war kein freiwillig gewähltes, nein. Der Grund meines Fehlens ist viel profaner: weder bei mir, noch bei meinem Nachbarn funktionierte das Internet. Und es kam und kam niemand, um es zu richten. So musste ich mein Fieber in aller Stille erleiden, wortlos auskurieren. Meine Fieberträume verpufften im Kopf, bekamen nie die Chance, per Niederschrift gebannt zu werden. Sinnloses Leid! Einsames Hadern!

Nun bin ich wieder fit. Und werde mich später ausführlicher zu Wort melden. Jetzt heißt es erst einmal: sinnlos herumsurfen! Wie habe ich es vermisst, das Internet... Ich will es ganz fest an mich drücken und nie wieder loslassen.