Dienstag, 25. September 2007

Chemo Police

"Here comes a delivery,
straight from the heart of my misery."
(Babyshambles)


Als der Sänger Warren Zevon bereits wusste, dass er seinen Krebs nicht überleben würde, sagte er in der David-Letterman-Show, sinngemäß, dass eine schwarze Limousine stets vor der Tür auf ihn warte, um ihn für immer mitzunehmen. Sozusagen die moderne Entsprechung zum mythologischen Charon, der die Toten in den Hades bringt. Er sagte weiterhin, dass er lernen müsse, dies zu lieben. Auf mich wartet diese Limousine noch nicht. Vor meiner Türe steht bloß die Chemo Police. Der Ort, an den sie mich bringen wird, ist alles andere als schön. Aber ich werde von dort wiederkehren.

Merkwürdigerweise bin ich momentan kein bisschen ängstlich; noch nicht einmal unwillig. Eher erfüllt mich ein geradezu schwachsinniges Hochgefühl. Wahrscheinlich kommt es davon, dass endlich wieder Bewegung in meine "Geschichte" kommt. Der Mensch ist ja ein progressives Wesen und tritt nicht gerne auf der Stelle. Nach einer Operation, drei Zyklen Chemo und einer Pause von gefühlten zehn Jahren passiert nun endlich wieder etwas. Nur kann ich mit einiger Sicherheit sagen, dass dieser positive Zustand in den nächsten Tagen in sich zusammenschmelzen wird und ich bald wieder zum Chemo-Psychopathen mutiere. Das werden unterhaltsame Tage für meine Leser. Schreckliche Tage für mich. Doch es ist, wie es ist: ich kann dazu nichts empfinden.


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