Mittwoch, 26. September 2007

Zeittotschläger

"...straight from the harshness of misery..."
(Babyshambles)

21.20 Uhr: Müde bin ich und erschöpft und das Schreiben ist ach so anstrengend auf diesem "Multimedia-Gerät", wie man diese Kombination aus Fernseher, Radio, Telefon und Internet nennt, die jedem Kranken hier netterweise zur Verfügung gestellt wird. Gegen einen kleinen Obolus von täglich 4,40 Euro, wohlgemerkt. Das bloße Berichten über meinen Zustand, oder besser: meine Zustände, wird so schon zu einem Kraftakt. Doch wie soll ich dies auch noch mit Niveau bewerkstelligen? Dabei wollte ich doch mein Leid auf eine höhere Ebene hieven, es zu Literatur gerinnen lassen, weil es so vielleicht weniger schmerzt. Wie soll das erst werden, wenn ich meine "Chemodusche" (O-Ton Michael Lesch) kriege?

Egal. So oder so. Wenn Pete Doherty trotz massiver Drogensucht Alben aufnehmen, wenn ein Mensch ein ganzes Buch mit einem Augenlid diktieren kann, dann kann ich auch meine verdammten Einträge machen.

Obohl: heute könnte ich eigentlich mehr über Düsseldorfs Straßen, als über die Klinik berichten, da ich dort weitaus mehr Zeit verbracht, beziehungsweise tot geschlagen habe. Lieber noch werde ich aber das Deckmäntelchen des Schweigens über diese Avenuen ausbreiten. Meine Gedanken sind schon hässlich genug. Nur soviel: mein Zimmer war ewig nicht bezugsfertig, da dort vorher jemand mit einem , oh Schreck, "multiresistentem Erreger" gelegen hat. Das bedeutete: Grundreinigung für das Zimmer, Langeweile für mich. Ich bin dann ewig gelaufen, um irgendwo was zu essen. Es war ein weiter Weg bis mal in irgendeine Gegend kam, die mich nicht völlig abfuckte. Ach, und ein paar Untersuchungen wurden auch gemacht. Ich bin kerngesund! Bis auf den Krebs.

Jetzt liege ich hier und Kochsalzlösung fließt in mich hinein. Die Niere soll noch einmal richtig durchgespült werde. Ich werde heute wohl noch häufiger die sanitären Anlagen aufsuchen, wo ich dann sicherlich Gehaltvolleres absondere, als in diesem Text. Wäre dieses Blog ein Konzert, dann wäre der Eintrag hier sozusagen Soundcheck. Test Test. Könnt ihr mich hören? Test Test.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

also ich habe gehört.

Karl C. Nohm hat gesagt…

Danke dir! :-) Ich spiele also nicht vor völlig leeren Rängen.

Anonym hat gesagt…

Nein, jetzt sicher nicht mehr.
Ich begleite Dich nun auch. Das haste nu davon. ;-)
Gruß, Viola

Karl C. Nohm hat gesagt…

Schön! Herzlich willkommen in meinem bescheidenen Konzertsaal... :-)